

Bamberg und zeitgenössische Kunst, das sind diametrale Gegensätze wie Tag und Nacht. Trotzdem besitzt Bamberg einen Skulpturenweg, der seinesgleichen in der Welt sucht. Mit seiner 1000-jährigen Geschichte, erbaut auf sieben Hügeln wie Rom, und ausgestattet mit der malerischen Kulisse von Klein-Venedig bietet Bamberg die besten Voraussetzungen, um den Bogen zu spannen von der Kunst der Romanik, über die Gotik, Renaissance und das Barock bis in die Gegenwart. Seit der ersten Ausstellung mit Großplastiken von Fernando Botero 1998 ist auch die Gegenwartskunst in Bamberg angekommen, die Stadt Bamberg allerdings ist bis heute noch nicht in der Kunst der Gegenwart angekommen.
Auf öffentlichen Plätzen und im urbanen Raum bilden Plastiken namhafter internationaler Künstler einen spannenden Kontrapunkt zur historischen Kulisse mit ihren Kunstschätzen der Gotik oder des Barock. Seit 1993 zählt die Altstadt von Bamberg zum Weltkulturerbe der UNESCO, wer durch die mittelalterlichen Gassen schlendert, stößt unverhofft auf Werke von internationalen Größen wie Fernando Botero oder Markus Lüpertz. Zu verdanken hat Bamberg diesen Reichtum einer Initiative des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Person von Gründungsdirektor Dr. Bernd Goldmann. Zwischen 1998 und 2006 wurden insgesamt sechs Ausstellungen mit Großplastiken im öffentlichen Raum von Bamberg durch das Internationale Künstlerhaus kuratiert, durch bürgerliches Engagement wie dem Freundeskreis der Villa Concordia und privaten Spenden sowie durch die Unterstützung der Oberfrankenstiftung war es möglich, jeweils ein Werk zu erwerben und dauerhaft in Bamberg auszustellen. Daß Bamberg einen Skulpturenweg solchen Ranges besitzt, ist jedoch nur wenigen der Besucher bekannt, die hauptsächlich wegen der malerischen Altstadt nach Bamberg kommen.
Genau darin liegt das Problem der Stadt Bamberg. Gefangen zwischen fränkischer Bierseligkeit und Basketball findet Kunst in Bamberg nicht statt. Brot und Spiele reichen den Vertretern der Stadt völlig aus, Kunst, die diesen Horizont überschreitet, wird als ein verzichtbarer Luxus betrachtet. Doch woher kommt das offensichtliche Desinteresse der Stadtspitze an zeitgenössischer Kunst? Woher kommt diese stilistische Unsicherheit, wenn es um die Gestaltung des öffentlichen Raums geht, woher kommt die über Jahrzehnte gewachsene Inkompetenz, wenn es um Gegenwartskunst oder Designfragen geht? Anscheinend gibt es in Bamberg erhebliche strukturelle Defizite in der Stadtverwaltung, die zu einer kollektiven kulturellen Demenz geführt haben.

Bamberg ruht sich auf seinem kunsthistorischen Reichtum aus und verliert kulturell den Anschluß.
Dadurch, daß das Hochstift Bamberg bis zur Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts unter der Herrschaft der katholischen Kirche stand, konnte sich nie ein unabhängiges, selbstbewußtes Bürgertum entwickeln, das offen für fremde oder moderne Einflüsse war. So ist es nicht verwunderlich, daß die kulturelle Entwicklung Bambergs mit dem Beginn der Industrialisierung und dem Einzug der Moderne zum Stillstand gekommen ist. Seitdem verharrt die Kultur der Stadt in einem lethargischen Zustand, in dem sich Tradition, Stagnation und Provinzialität gegenseitig negativ befruchten. Dabei muß die geographische Lage abseits der großen Kunstmetropolen kein Grund sein, um in provinziellen Denkmustern zu erstarren.
Kassel mit der documenta und Münster mit den Skulptur Projekten haben vorgemacht, wie es geht, Provinzstädte in internationale Orte des kulturellen Austauschs zu verwandeln, auf höchstem professionellem Niveau. Doch dafür braucht es Macher mit Visionen und Netzwerken, die in Bamberg leider fehlen. Auf regionaler Ebene wird Bamberg inzwischen sogar von kleineren Städten wie Schweinfurt und Coburg kulturell abgehängt. Der Mangel an visionärem Gestaltungswillen und künstlerischer Kompetenz wird immer wieder sichtbar, wenn der Bamberger Stadtrat mit schlafwandlerischer Sicherheit stets die scheußlichsten Lösungen hervorzaubert, wenn es um Fragen der Stadtmöblierung geht. Ein falsch verstandenes Bemühen um Modernität und Internationalität führt immer wieder dazu, daß Lösungen, die nur in Großstädten funktionieren, für Bamberg bedenkenlos übernommen werden, wo sie peinlich aufgesetzt und deplatziert wirken.
Der Bamberger Röhrenbrunnen – Symbol gescheiterter Kulturpolitik.
Legendär ist der Bamberger Röhrenbrunnen, der in den 70er Jahren in der neu geschaffenen Fußgängerzone direkt vor der barocken Martinskirche platziert wurde. Der Brunnen verkörperte das utopistische Weltbild des Modernismus in Reinkultur, ein Monster aus Beton und technoiden Metallrohren. Die Bamberger Volksseele kochte, die sich in diesem Fall mit Recht ihrer fränkischen Identität beraubt fühlte, als „Spaghettiorgel“, „Dynamisches Pissoir“ oder „Entartetes Wasserspiel“ wurde der Blechbrunnen bezeichnet. Der Stadtrat, der das Bauwerk unter zeitlichem Druck einstimmig abgesegnet hatte, suchte daraufhin kleinlaut nach einer Versicherung, die politische Kehrtwenden abdeckte und den Schaden von damals 400.000 Mark übernahm. Am Ende wurde der mißglückte Ausflug in die Moderne beendet und der Brunnen abgerissen.


Ein weiteres, bis heute für Diskussionen sorgendes Beispiel von städtebaulichem Planungsversagen ist das Erscheinungsbild des Maxplatzes und seine Nutzung. Die Aufenthaltsqualität auf diesem Platz entspricht in etwa dem eines Aufmarschplatzes in der ehemaligen DDR. Der sich ursprünglich in der Platzmitte befindliche Maximiliansbrunnen aus dem 19. Jahrhundert wurde in den 60er Jahren wegen des Baus einer Tiefgarage an der Rand des Platzes verlegt, mit der Folge, das dessen architektonische Proportionen ins Ungleichgewicht geraten sind und der Brunnen deplatziert wirkt. Eine leere Ödnis, wo nicht einmal die Marktbetreiber ihre Stände aufbauen wollen, breitet sich seit Jahrzehnten aus. Stadtspitze und Stadtmarketing beharren aus kommerziellen Gründen jedoch auf einer Nutzung des Platzes für Großveranstaltungen, was eine ästhethische Aufwertung unmöglich macht. Was ist für die kulturelle Entwicklung einer Stadt wichtiger, im Jahr zehn Großveranstaltungen auf niedrigem kulturellem Niveau oder 365 Tage mit hoher Aufenthaltsqualität? Der Clou für den Stadtrat, um für beides eine Lösung zu finden und den Platz zu beleben: mobile Sitzgelegenheiten, abgeguckt vom Museumsquartier in Wien, wo sich die wie bunte Plastikschiffe wirkenden Designobjekte in einem halböffentlichen Raum befinden und von einem kulturell aufgeschlossenem Publikum frequentiert werden. Die Situation am Bamberger Maxplatz ist jedoch eine förmliche Einladung an Vandalen, die im Volksmund bereits „Legos“ genannten Sitzmöbel so schnell wie möglich unbesitzbar zu machen.
Dieses krampfhafte Bemühen um großstädtisches Flair, verbunden mit Denken in kleinen Dimensionen, sowie das Herumkurieren an Symptomen ist typisch für die Bamberger Kulturpolitik. Zeitgenössische Kunst findet in Bamberg inzwischen kaum noch Ausstellungsmöglichkeiten. Die für die Präsentation von Kunst seit 30 Jahren genutzte Stadtgalerie Bamberg Villa Dessauer läßt die Leitung der städtischen Museen langsam ausbluten, wohl auch, um sich die Sanierungskosten für das Gebäude zu sparen. Eigene von der Stadt kuratierte Ausstellungen finden so gut wie nicht mehr statt, stattdessen möchte man diese kulturelle Aufgabe an ehrenamtlich tätige Institutionen abgeben. Dem Kunstverein Bamberg und dem Berufsverband Bildender Künstler Oberfranken ist es zu verdanken, daß überhaupt noch zeitgenössische Kunst in Bamberg gezeigt wird, doch auch hier mangelt es an finanzieller und willentlicher Unterstützung durch die Stadt. Symptomatisch dafür, welch geringen Stellenwert zeitgenössische Kunst in der Stadt Bamberg genießt, ist die Tatsache, daß bei Vernissagen Vertreter der Stadtspitze und des Kulturamts regelmäßig durch Abwesenheit glänzen. Infolgedessen verliert Bamberg trotz seiner reichen Kulturgeschichte langsam aber sicher den kulturellen Anschluß gegenüber anderen Städten aus der Region.

Kunstraum Kesselhaus oder Villa Dessauer? Bamberg braucht Raum für zeitgenössische Kunst.
Das für zeitgenössische Kunst seit 2011 genutzte Kesselhaus, die stillgelegte Heizzentrale des ehemaligen Krankenhauses, ist ein Industriebau, der mit seinem morbiden Charme ideal für die Präsentation von Installationen geeignet ist. Bespielt wird das Kesselhaus vom Verein Kunstraum Jetzt!, eine Vereinigung von Architekturtreff, Kunstverein Bamberg und dem Berufsverband Bildender Künstler Oberfranken. Zwischen 2013 und 2015 wurde das Kesselhaus auf Betreiben der Stadt Bamberg wieder geschlossen, da Gründe des Brandschutzes und der Sicherheit vorgeschoben wurden. Die Kosten für bauliche Maßnahmen, die für eine weitere Nutzung als Ausstellungsort als zwingend notwendig erachtet wurden, wurden künstlich hochgerechnet. Erst durch das fachkompetente Eingreifen des Architekturtreffs konnten die geschätzten Kosten auf ein realistisches Maß reduziert werden und die Minimalanforderungen für die Sicherung erfüllt werden.
Der seitdem wirksame Nutzungsvertrag mit der Stadt läuft 2021 aus, zudem ist das Kesselhaus in den Wintermonaten nicht bespielbar, da es nicht beheizt ist. Die Nutzung des Kesselhauses als Ausstellungsort wird von seiten der Stadt eher geduldet als gefördert. Kulturförderung sieht anders aus, vor allem, wenn es um die Unterstützung ehrenamtlicher Organisationen geht. So muß der Kunstverein seit Jahrzehnten ohne eigenes Büro auskommen, ein Blick in andere bayerische Städte wie z.B. Würzburg zeigt, daß es auch anders gehen kann. Nicht viel besser ergeht es dem Berufsverband Bildender Künstler Oberfranken, dem von der Stadt Bamberg ein schimmeliger Keller in der Stadtgalerie Bamberg Villa Dessauer zur Verfügung gestellt wurde.
Eine Emanzipation vom Welterbe ist in Bamberg bisher nicht gelungen, jahrzehntelang sah man keine Notwendigkeit, in zeitgenössische Kunst zu investieren, stattdessen wurden ausschließlich kommerzielle Interessen bedient, um die Touristenzahlen zu steigern. Diese haben sich seit der Jahrtausendwende etwa verdoppelt, was inzwischen verstärkt zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung führt, die Touristifizierung, die Venedig oder Barcelona überrollt, ist auch in Bamberg angekommen. Das Interesse der einheimischen, kulturell interessierten Bevölkerungschicht an Wechselausstellungen wird von seiten der Stadt nicht berücksichtigt, der Bildungsauftrag, museumspädagogische Konzepte für Schüler zu entwickeln, ignoriert. Dafür braucht es qualifiziertes Personal, was natürlich ein Kostenfaktor ist. Da die Kunst der Gegenwart von der Stadt Bamberg als verzichtbare Freizeitbeschäftigung einer kleiner Minderheit betrachtet wird, sind alle kulturellen Bereiche von Budgetkürzungen betroffen, aufgrund Personalmangels sind die Schließzeiten der städtischen Museen inzwischen so hoch, daß diese in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit kaum noch eine Rolle spielen.

Kultur als Standortfaktor jenseits des Tourismus endet nicht mit dem Bierkeller.
Kultur ist in vielen Städten inzwischen zum Standortfaktor geworden, die Bedeutung der Kreativwirtschaft nimmt zu, doch qualifiziertes Personal ist nur zu gewinnen, wenn eine Stadt entsprechende Angebote macht und ein vielfältiges Kulturleben auf allen Ebenen bieten kann. Bamberg hat zwar eine lebendige Subkultur, doch sobald es um überregionale Ausstrahlung geht, schließt sich die Käseglocke des Weltkulturerbes über der Stadt. Kunst fördert den Dialog, eröffnet neue Perspektiven und hilft bei der Entwicklung von kreativen Netzwerken. Provinzielles Denken führt jedoch zum Braindrain, zur Abwanderung der kreativsten Köpfe. Die Entwicklung der Stadt Münster weist einige Parallelen zu Bamberg auf, durch die vielen Kirchen, die die Standlandschaft prägen, die ultrakonservative Einstellung der Bevölkerung und die geographische Lage abseits der benachbarten Metropolen. Doch durch die Ausrichtung der alle zehn Jahre stattfindenden Skulptur Projekte, die seit 1987 in diesem Jahr zum fünften Mal stattgefunden haben, hat sich Münster zu einer weltoffenen Stadt entwickelt. Nachdem die erste Ausgabe der Skulptur Projekte von der Bevölkerung noch als Provokation empfunden worden ist, ist man heute stolz darauf, in einem Atemzug mit der documenta in Kassel oder der Biennale in Venedig genannt zu werden.
Bamberg hat Kunstwerke von Weltrang, aber um diese für einen qualitativ hochwertigen nachhaltigen Tourismus und die einheimische Bevölkerung gleichermaßen positiv zu nutzen, bedarf es eines umfassenden Konzepts für alle Museen und Kulturträger in Bamberg, sonst wird Bamberg im regionalen Städtevergleich weiter zurückfallen. Der nachfolgend beschriebene Skulpturenweg zeigt, wie spannend der Dialog zwischen der Geschichte und der Gegenwart sein kann. Doch der Eindruck täuscht, wenn es um den Beitrag geht, den die Bamberger Stadtspitze dazu geleistet hat, denn die Plastiken zeitgenössischer Kunst sind der Initiative des Freistaats Bayern, der das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia ins Leben gerufen hat, zu verdanken, sowie dem privaten ehrenamtlichen Engegement einiger kunstinteressierter Bürger.
Im Bamberger Stadtrat träumt man stattdessen weiter vom Kreativquartier in der Lagarde-Kaserne, das ohne Konzept, Kompetenz und erfahrende Macher aus der Kunstwelt mindestens zwei Nummern zu groß erscheint. Es wird noch sehr viel Wasser die Regnitz hinabfließen, bis sich in Bamberg einmal etwas ändert, solange wird der Braindrain weitergehen. Die kreativen Köpfe Bambergs werden weiterhin gezwungen sein, ihr Glück in der Ferne zu suchen, und die, die trotzdem bleiben wollen, haben sich längst damit abgefunden, daß die Kulturgeschichte Bambergs mit dem Barock und der Erfindung des Bierkellers endet.
Der Bamberger Skulpturenweg ist das am besten gehütete Geheimnis der Stadt.

Die Route des folgenden Skulpturenwegs führt zu Kunstwerken vom 11. Jahrhundert bis zur Gegenwart und offenbart den Reichtum Bambergs mit seinen schönsten Sehenswürdigkeiten aber auch versteckten Kleinodien in der mittelalterlichen und barocken Altstadt. Der Skulpturenweg beginnt und endet beim Kunstraum Kesselhaus am Leinritt gegenüber der Konzerthalle. Zum einen ist die Tiefgarage an der Konzerthalle mit ihrer günstigen Verkehrsanbindung für Besucher leicht zu erreichen, zum anderen hat der Kunstraum Kesselhaus eine hohe symbolische Bedeutung für die zeitgenössische Kunst in Bamberg sowie den Umgang der Stadt Bamberg mit der Kunst im allgemeinen und ihren Kulturschaffenden im Besonderen.
Unbekannter Künstler, Delphinbrunnen, Benediktinerweg im Kloster Michaelsberg

Das Benediktinerkloster St. Michael wurde 1015 auf dem Michaelsberg gegründet, die Kulturlandschaft des Klosters ist heute noch weitgehend intakt. Im 17. Und 18. Jahrhundert erhielt die ursprünglich romanische Anlage ihr heutiges vorwiegend barockes Erscheinungsbild, nachdem Johann Leonhard Dientzenhofer 1696 mit der Planung einer neuen Abtei beauftragt wurde. Die Gartenanlage mit den Terrassen und Pavillons wurde von Balthasar Neumann, Johann Jakob Michael Küchel und Conrad Fink 1745-1752 errichtet. Unter Abt Gallus Brockard wurde zwischen 1759 bis 1767 der Delphinbrunnen auf der Mittelachse des Unteren Abtsgartens von einem unbekannten Barockkünstler geschaffen. Der Delphinbrunnen, auch Walfischbrunnen genannt, befindet sich im Bereich der „verbotenen Gärten“ auf dem Michaelsberg und ist mit dem Wappen des damaligen Abts Gallus Brockard versehen.
Kazuo Katase, Wandelung, Kamerathengarten im Kloster Michaelsberg

Im Rahmen der Internationalen Künstlerbegegnung zum 1000jährigen Jubiläum des Bistums Bamberg, das 2007 vom Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia durchgeführt wurde, konnten sich die eingeladenen Künstler ihren Ort des öffentlichen Raums aussuchen, an dem sie ein Kunstwerk realisieren konnten. Der seit vielen Jahren in Deutschland lebende japanische Künstler Kazuo Katase (geb. 1947) entschied sich für den ehemaligen und heute rekultivierten Weinberg am Michaelsberg. Am Hang des Benediktinerklosters St. Michael wurde seit seiner Gründung durch Bischof Eberhard Wein kultiviert, im sogenannten Kamerathengarten. Katase ließ sich sowohl von der Geschichte des Weinanbaus und seiner liturgischen Bedeutung als auch dem Deckengemälde in der Klosterkirche St. Michael, auf dem 600 Heilpflanzen, darunter ein Weinstock, dargestellt sind, inspirieren und schuf einen Trockenbrunnen mit dem Titel Wandelung. In den quadratischen Trockenbrunnen aus Beton wurden Weinreben eingegossen, auf einer Ecke steht eine überdimensionale Schale aus Granit.
Unbekannter Künstler, Bamberger Kreuzweg, Aufseßstraße

Der älteste komplett erhaltene Kreuzweg in Deutschland ist der Bamberger Kreuzweg zwischen der Spitalkirche St. Elisabeth und der Probsteikirche St. Getreu aus dem Jahr 1503. Gestiftet wurde er wahrscheinlich von Ritter Heinrich Marschalk von Ebneth zu Rauheneck, der mit dem Benediktinerkloster St. Michael geschäftliche Beziehungen unterhielt. Laut Überlieferung hat er während einer Pilgerreise nach Jerusalem die Zahl der Schritte zwischen den einzelnen Stationen des Leidenswegs Jesu Christi aufgeschrieben und auf die Situation am Fuß des Michaelsbergs übertragen. Jede Station trägt eine Gravur, wieviel Schritte das Haus des Pilatus entfernt ist. Zwischen 1500 und 1503 stiftete Marschalk von Rauheneck Freitagsmessen in den beiden Kirchen, die den Anfang und das Ende des Kreuzwegs darstellen, deshalb wird angenommen, daß er in dieser Zeit von einem unbekannten Künstler geschaffen wurde. In sieben Stationen sollte den Gläubigen der Leidensweg Jesu Christi vermittelt werden, um durch das Nachschreiten der Via Dolorosa im Gebet Anteil nehmen zu können.
Ferdinand Tietz, Mythologische Figuren im Bamberger Rosengarten hinter der Neuen Residenz



Der Bamberger Rosengarten war ursprünglich ein Renaissancegarten, 1733 beauftragte Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn Baumeister Balthasar Neumann damit, ihn in einen barocken Garten umzugestalten, dessen formale Grundstruktur bis heute zu erkennen ist. Für die skulpturale Ausschmückung war der Bamberger Hofbildhauer Ferdinand Tietz (1708-1777) verantwortlich. Tietz war einer der bedeutendsten Bildhauer des süddeutschen Rokoko und schuf auch den bauplastischen Schmuck für die Würzburger Residenz und Schloß Seehof bei Memmelsdorf. Das Figurenprogramm des Bamberger Rosengartens entstand in den Jahren 1760-1761 und entstammt der griechischen Mythologie, die noch erhaltenen Figuren stellen die römischen Gottheiten Jupiter, Juno, Neptun, Apoll, Venus und Ceres dar, die Putten sind Allegorien der Tugenden und der Musik. Ferdinand Tietz’ Werke sind geprägt von einem spielerischen Umgang mit dem Verhältnis zwischen Kunst und Natur und durch ausladende Gewandungen, die starke Licht- und Schatteneffekte erzeugen. Auf Initiative von Herzogin Maria Anna wurde in der Anlage im 19. Jahrhundert ein Rosengarten mit 500 Rosenstöcken angelegt, heute wachsen dort etwa 5000 Rosen in 50 Sorten.
Micha Ullmann, Säule, Domplatz

Bis zum 18. Jahrhundert stand auf dem Domplatz eine Säule mit einer Christusfigur, im Volksmund Tattermann genannt, die den Nabel der Welt und den Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation repräsentieren sollte. Im Rahmen des 1000-jährigen Jubiläums des Bistums Bamberg im Jahr 2007 schuf der isrealische Künstler Micha Ullmann (geb. 1939) mit Wurzeln in Bamberg eine negative Säule, die aus einem Granitblock gefräst wurde und auf dem Domplatz im Boden versenkt wurde. Den Abschluß bildet eine Glasplatte in Form eines Hauses, dessen Dachspitze nach Jerusalem zeigt. Beim Hineinblicken in die Säule sollten sich die Domtürme und der Himmel spiegeln, der Betrachter sich selbst als Tattermann erkennen. Leider muß man das Konzept dieses Kunstwerks als gescheitert betrachten, da die Glasscheibe durch Kondenswasser aus dem Boden immer blind ist und sich keiner der beabsichtigten Effekte einstellt.
Unbekannter Künstler, Fürstenportal, Bamberger Dom


Das Fürstenportal ist eines der vier Hauptportale des Bamberger Doms St. Peter und St. Georg und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Seine Benutzung war hohen Geistlichen, die zugleich weltliche Fürsten waren, vorbehalten. Das Bildprogramm beginnt links mit dem Leben und endet rechts mit dem Tod. Im Tympanon dazwischen ist das Jüngste Gericht dargestellt, das die Gläubigen zum rechten Weg ermahnt. Die weiblichen Figuren stellen Personifikationen des Alten Bundes (Synagoge für das Judentum) und des Neuen Bundes (Ecclesia für die Kirche) dar. Auf der Seite der Seligen befindet sich die Ecclesia mit Krone in triumphierender Pose als Zeichen des Sieges über den Alten Bund. Rechts bei den Verdammten steht die Synagoga mit verbundenen Augen, als Symbol für die Blindheit, um den Messias Jesus Christus erkennen zu können. Die Gesetzestafeln von Mose entgleiten ihrer linken Hand. Vor den Halbsäulen thronen die zwölf kleinen Propheten, die die zwölf Apostel auf ihren Schultern tragen. Rechts vom Tympanon befindet sich die Figur des Abraham mit fünf Seligen in seinem Schoß sowie der Posaunenengel.
Unbekannter Künstler, Domkröten, Bamberger Dom

Zwei Löwen aus Sandstein aus dem 11. Jahrhundert, die eher an Chimären als an Wappentiere erinneren, bewachen die romanischen Portale des Bamberger Doms. Es handelt sich dabei um die letzten Überbleibsel des Heinrichsdoms, der Ende des 11. Jahrhunderts zum ersten Mal abbrannte und nach einem weiteren Feuer 1185 abgerissen wurde. Der Sage nach hatte der Teufel die beiden Monstren zusammen mit einem Lindwurm geschickt, um den Bau des Doms zu sabotieren. In der Nacht untergruben die Tiere, halb Kröten, halb Löwen den Bau, um ihn zum Einsturz zu bringen. Nachdem der Lindwurm gebannt war, versteinerten die Riesenkröten. Im Volksmund wurde die Bezeichnung für die Domstufen, die Domgreden, auf die Steinskulpturen übertragen, die dadurch zu Domkröten mutierten.
Unbekannter Künstler, Bamberger Reiter, Dom


Bamberger Reiter, Virtuelle Farbrekonstruktion © Thomas Michel
Über die Bedeutung und Identität des Bamberger Reiters wird bis heute gerätselt, die vermutlich zur Weihe den neu aufgebauten Doms im Jahr 1237 aufgestellte Plastik ist die einzige bekannte Reiterdarstellung in einem Kirchenraum. Zudem ist es eine der ersten Darstellungen eines mit Hufeisen beschlagenen Pferdes. Neueste Forschungen belegen, daß der Bamberger Reiter seinen Standort aus dem 13. Jahrhundert beibehalten hat und imaginär durch das Fürstenportal hineingeritten kam, um dem früheren Grab des Kaiserpaars zugewandt zu huldigen. Die Statue war ursprünglich farblich gefaßt, das Pferd ein Apfelschimmel, Gewand und Umhang rot mit silbernen und goldenen Sternen sowie die Krone vergoldet. Die Figur des Reiters wird immer wieder mit Stephan I. von Ungarn in Verbindung gebracht, da dieser mit Kaiser Heinrich II. verschwägert war. Auch die verwandtschaftlichen Beziehungen von Bischof Ekbert von Andechs-Meranien, während dessen Amtszeit die Plastik vermutlich in Auftrag gegeben wurde, deuten nach Ungarn. Historiker sehen darin eine Danksagung für das Asyl, das Ekbert nach dem Königsmord 1208 bei Andreas II. bis zu seiner Rehabilitierung gewährt wurde. Das Bistum Bamberg hatte im 13. Jahrhundert in ganz Europa Besitzungen, darunter auch in Ungarn. Der Legende nach soll Stephan bei seinem ersten Besuch in Bamberg, der als Heide noch nicht mit den christlichen Gepflogenheiten vertraut war, zu Pferd direkt in den Dom eingeritten sein. Demnach könnte das Pferd auch als Symbol für das ungarische Reitervolk der Hunnen stehen.
Joannis Avramidis, Große Figur 1982, Pfahlplätzchen

Nach der Ausstellung mit Bronzeplastiken von Joannis Avramidis (1922-2016) 1999 wurde die Große Figur 1982 vom Verein der Freunde des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia mit Hilfe von Spenden und Sponsorengeldern angekauft und auf dem Pfahlplätzchen aufgestellt. Joannis Avramidis war griechischer Abstammung und wurde in Georgien geboren, als Zwangsarbeiter wurde er 1943 nach Wien verschleppt, wo er später an der Akademie der bildenden Künste studierte. Nachdem er von Fritz Wotruba entdeckt wurde, entwickelte sich Avramidis zu einem der bedeutendsten Bildhauer Österreichs. Sein Werk dreht sich um die menschliche Figur, die er abstrahiert und zu monumentalen Rundplastiken transformiert. Seine Plastiken sind meist aus Kreissegmenten aufgebaut, die zu schlanken Stelen verdichtet werden und trotz ihrer Abstraktion ihren griechisch antiken und archaischen Einfluß erkennen lassen.
Unbekannter Künstler, Apfelweibla, Eisgrube 14

An der Eingangstür zum Haus Eisgrube 14 befindet sich ein Türknauf, der es durch den Schriftsteller E.T.A. Hoffmann (1776-1822) zu Berühmtheit gebracht hat. Der Romantiker verbrachte zwei Jahre in Bamberg, während seiner Zeit als Kapellmeister besuchte E.T.A. Hoffmann regelmäßig seinen Freund und späteren Verleger Carl Friedrich Kuntz, der im besagten Haus in der Eisgrube 14 wohnte. Der Türknauf aus Messing stellt das Gesicht des Apfelweibla dar, einer Frau mit Knollennase und grotesk verzogenem Grinsen. Die Fratze, die ihm in der dunklen Gasse immer wieder begegnete, muß den Meister des Schauerromans tief beeindruckt haben, denn 1813 in Dresden verarbeitete Hoffmann dieses Erlebnis in seinem Roman Der goldene Topf. Der Student Anselmus stößt den Korb einer alten Apfelhändlerin um, daraufhin flüchtet er unter einen Holunderbusch am Ende einer Allee. Der Registrator Heerbrand verschafft ihm eine Anstellung beim Geheimen Archivarius Lindhorst. Als Anselmus an seinem ersten Arbeitstag vor dem Haus von Lindhorst auftaucht, verwandelt sich der Türklopfer in das Gesicht des alten Apfelweibs und er fällt vor Schreck in Ohnmacht. „Da stand er und schaute den großen schönen bronzenen Türklopfer an; aber als er nun auf den letzten die Luft mit mächtigem Klange durchbebenden Schlag der Turmuhr an der Kreuzkirche den Türklopfer ergreifen wollte, da verzog sich das metallene Gesicht im ekelhaften Spiel blauglühender Lichtblicke zum grinsenden Lächeln. Ach! es war ja das Äpfelweib vom Schwarzen Tor!“
Jaume Plensa, Air-Earth, Obere Mühlbrücke

2012 wurde die Ausstellung 8 Poets for Bamberg des katalanischen Künstlers Jaume Plensa (geb. 1955) gezeigt. Die acht Poeten waren sitzende oder kauernde männliche Figuren aus Fiberglas, die auf sechs Meter hohen Stahlstelen thronten. Der Welt entrückt schimmerten sie tagsüber in Weiß, nach Sonnenuntergang leuchteten sie von innen heraus in wechselnden Farben durch integrierte LED-Leuchten. Die Figur mit dem Titel Air-Earth, die an der Oberen Mühlbrücke platziert war, wurde vom Verein der Freunde des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia mit Hilfe von Spenden und Sponsorengeldern erworben. Jaume Plensa, der in Barcelona lebt, zählt zu den international renommiertesten Bildhauern und hat in der ganzen Welt Großplastiken im öffentlichen Raum realisiert, darunter in Chicago, Dubai, London, Liverpool, Marseille, Tokio, Toronto und Vancouver. Indem Plensa klassische bildhauerische Materialien wie Stahl, Bronze und Aluminium mit Medien wie Wasser, Licht, Klang und Video kombiniert, wobei er häufig auch Text einbezieht, schafft er Plastiken von starker psychologischer Intensität.
Wang Shugang, Meeting, Schönleinsplatz


Meeting heißt das Werk des chinesischen Künstlers Wang Shugang (geb. 1960), das aus acht rotlackierten Bronzemännern besteht, die im Kreis in der Hocke sitzen. 2013 wurde die Figurengruppe im Rahmen der Kunstausstellung Circles zum ersten Mal in Bamberg gezeigt, dank privater Spendenbereitschaft und dem Engagement ortsansässiger Unternehmen konnte das Werk 2016 vom Verein der Freunde des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia erworben und dauerhaft auf dem Schönleinsplatz ausgestellt werden. Meeting wurde 2007 beim G8-Gipfel in Heiligendamm in Deutschland präsentiert und steht für die neue Beziehung zwischen Deutschland und China. Die Zahl Acht ist die chinesiche Glückszahl und das Hocken eine Angewohnheit der armen Leute. Die Farbe Rot stellt nicht nur ein Stück chinesicher Realität dar, so z.B. die Farbe der Brautkleider, sondern ist zugleich auch eine Erinnerung an das Blut, das während des Massakers auf dem Tian-Anmen-Platzes 1989 geflossen ist. Das Serielle der Figuren ist ein Hinweis auf die Uniformität und Zensur, unter der viele Künstler in China leiden.
Caspar Metzner, Neptunbrunnen, Grüner Markt

Ludwig Krug, Ratsherr in Bamberg, vermachte im 16. Jahrhundert seiner Heimatstadt testamentarisch 800 Gulden, um einen Brunnen zu errichten. Jedoch erst im Jahr 1566 wurde sein letzter Wille durch den Rat der Stadt Bamberg erfüllt, indem er durch Meister Jorg Walbergk von Dressen einen Brunnen errichten ließ. Der Brunnen existierte bereits seit 1337, und erhielt nun eine Statue mit der Figur des Heiligen Georgs, dem damaligen Stadtritter. Im Laufe der Jahrhunderte folgten häufige Renovierungen, während die Wasserversorgung immer wieder Probleme bereitete. 1698 erhielt der Brunnen sein heutiges Aussehen mit der Darstellung des römischen Meeresgottes Neptun, der von Caspar Metzner gestaltet wurde. Die Inschrift auf dem Sockel L.F.D.G.S.S.M.A.S.R.I.P.G.A.E.E.E.B. 1698 steht für Lotharius Franciscus Dei Gratia Sanctae Sedis Moguntinae Archiepiscopus Sacri Romani Imperii Per Germaniam Archicancellarius Et Elector Episcopus Bambergensis 1698, was übersetzt bedeutet: „Lothar Franz, von Gottes Gnade Erzbischof des heiligen Sitzes von Mainz, Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und Kurfürst, Bischof von Bamberg“. Auf Initiative des Kurfürsten wurde 1697 der Brunnen erneuert. Der Neptunbrunnen wird in Bamberg nur Gabelmann oder auf fränkisch Goblmoo genannt.
Johann Anwander, Altes Rathaus, Obere Brücke


Mitten in der Regnitz befindet sich das Alte Rathaus in Bamberg. Der Legende nach weigerte sich der Bischof von Bamberg, den Bürgern ein Baugrundstück für die Errichtung eines Rathauses zuzugestehen. Infolgedessen rammten die Bürger Pfähle in die Mitte des Flusses und schütteten eine künstliche Insel auf, auf der sie ihr Rathaus errichteten. Die Lage des Rathauses mitten in der Regnitz stellt die Grenze dar, die den Herrschaftsbereich zwischen der bischöflichen Bergstadt und der bürgerlichen Inselstadt trennt und symbolisiert den Machtanspruch des auftrebenden Bürgertums in Bamberg. 1387 fand das Rathaus zum ersten Mal Erwähnung, zwischen 1461 und 1467 wurde es im gotischen Stil neu gebaut und zwischen 1744 und 1756 von Johann Jakob Michael Küchel im Stil des Barock und Rokoko umgestaltet. Bemerkenswert sind die Fresken an den Außenfassaden, die Johann Anwander 1755 schuf. Aufgrund der Witterungseinflüsse war von den Malereien um 1950 nicht mehr viel übrig, zwischen 1959 und 1962 wurden sie von Anton Greiner rekonstruiert. Die Fassaden das Alten Rathauses sind mit für das Barock typischen allegorischen Szenen bemalt, um die architektonische Illusionsmalerei noch zu verstärken, wurden einzelne architektonische Elemente dreidimensional gestaltet. Ein Kuriosum des barocken Spiels mit Illusion und Wirklichkeit bildet das Bein eines Puttos, das aus der Wandfassade als plastisches dreidimensionales Objekt herausragt und über dem Gesims hängt.
Markus Lüpertz, Apoll, Obere Sandstraße

2006 veranstaltete das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Zusammenarbeit mit der Galerie Michael Werner eine Ausstellung mit 13 Großplastiken von Markus Lüpertz (geb. 1941). Markus Lüpertz, der 1964 die legendäre Produzentengalerie Großgörschen 35 mitbegründete und von 1988 bis 2009 Rektor an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf war, zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Nachkriegszeit. Charakteristisch für seine Werke ist ihre archaische Monumentalität, die oft von klassischen antiken Gestaltungsprinzipien inspiriert sind. Den neoexpressiven Stil seiner Malerei übertrug er ab 1980 auch auf die Plastik, 1989 entwarf er für eine Nische der Alten Oper in Frankfurt die Figur des Apoll, der in einer Auflage von sechs Exemplaren in Bronze gegossen wurde. Lüpertz’ Apoll wurde nach der Ausstellung in Bamberg vom Verein der Freunde des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia mit Hilfe von Spendengeldern erworben und vor der Spitalkirche St. Elisabeth in der Oberen Sandstraße aufgestellt. Der Apoll spielt mit verschiedenen kunsthistorischen Zitaten, darunter der Leier und der klassischen Körperhaltung Standbein-Spielbein sowie die an griechische Skulpturen erinnernde farbige Bemalung der Bronze.
Johann Peter Benkert, Heilige Kunigunde, Untere Brücke

Die Statue der Heiligen Kunigunde auf der Unteren Brücke wurde 1750 vom Bamberger Hofbildhauer Johann Peter Benkert (1709-1765) geschaffen. Sie ist die einzige von sechs Brückenfiguren, die das verheerende Hochwasser von 1784 überlebt hat. 1783 verursachten geomorphologische Aktivitäten der Erde weltweite Vulkanausbrüche, die das Klima für mehrere Jahre dramatisch veränderten. Infolgedessen kam es 1783 zum härtesten und schneereichsten Winter seit 500 Jahren, durch die im Frühjahr 1784 eintretende Schneeschmelze wurden durch Hochwasser und die Gewalt riesiger Eisschollen in ganz Mittel- und Nordeuropa unzählige Brücken zerstört oder beschädigt. In Bamberg fielen die berühmte Seesbrücke und die Untere Brücke der Jahrtausendflut zum Opfer.
Heinrich und Kunigunde sind das einzige heilige Kaiserpaar in der Geschichte der katholischen Kirche. Kunigunde war die Tochter des Grafen Siegfried I. von Luxemburg und heiratete 999 den Herzog Heinrich IV. von Bayern, das Paar wurde 1014 von Papst Benedikt VIII. zu römisch-deutschen Kaiser und Kaiserin gekrönt. Kunigunde war eine für das Mittelalter sehr emanzipierte Frau, sie beteiligte sich an den Regierungsgeschäften ihres Mannes, kümmerte sich um Arme und Kranke, erbaute Siechenhäuser, organisierte Feldzüge und war zum großen Teil für die Kunstproduktion verantwortlich, die von ihrem Hof ausging. Nach dem Tod Heinrichs 1024 übernahm sie die Regentschaft, bis ihr Wunschkandidat, der Salier Konrad, zum neuen deutschen König gewählt worden war. Der Kunigundenweg, ein historischer Verbindungsweg der Benediktiner aus dem 9. Jahrhundert, wurde von Kunigunde regelmäßig benutzt, um ihre Ländereien zu bereisen. Der Weg verband Aub mit Bamberg und war eine wichtige wirtschaftliche, politische und religiöse Verbindungsstraße. Später war der Kunigundenweg bei Pilgern sehr beliebt, die zum Grab des Kaiserpaares im Bamberger Dom pilgerten.
Igor Mitoraj, Centurione I, Untere Brücke

Der polnische Bildhauer Igor Mitoraj (1944-2014) orientiert sich an den Werken der klassischen Antike und ist beeinflußt von Michelangelo und Antonio Canova. Seine Figuren entstammen oft der griechischen und römischen Mythologie, darunter Ikaros, Centauro, Eros oder Mars. Charakteristisch für Mitorajs Plastiken ist das bewußte Verwenden von Fragmenten, sowohl in seinen Porträtbüsten als auch in seinen Torsi. Die Oberfläche seiner Marmor- und Bronzefiguren wird absichtlich beschädigt und mit Rissen überzogen, ganze Körperteile werden weggelassen, um auf die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz und den unaufhaltsamen Verfall der Materie hinzuweisen. 2000 wurden Großplastiken von Mitoraj in Bamberg ausgestellt, die Plastik Centurione I aus dem Jahr 1987 wurde vom Verein der Freunde des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia mit Hilfe von privaten Spenden erworben und an der Unteren Brücke aufgestellt. Die Bronzeplastik Centurione I stellt das Fragment eines Kopfes dar, der das klassische Schönheitsideal wiederspiegelt, zugleich aber wird das Gesicht durch bewußte Beschädigungen und das Fehlen das Schädels zum Symbol der Unvollkommenheit und Verwundbarkeit des Menschen.
Hans Leitherer, Humsera, Grüner Markt

Die Geschichte der Stadt Bamberg ist untrennbar mit ihrer 700-jährigen Gärtnertradition verknüpft. Die Humsera war eine Marktfrau und wegen ihres losen Mundwerks ein stadtbekanntes Original. Unter den Marktfrauen war ein deftiger Ton üblich, da sie ihre in harter Feldarbeit gewonnenen Erzeugnisse auf dem Markt beim Feilschen nicht unter Wert verkaufen wollten. Die Humsera soll dermaßen derb gewesen sein, daß sie es sich selbst mit ihren Gärtnerkollegen verscherzt haben soll. Der Name Humsera geht auf den Namen der Gärtnerfamilie Hums aus der Heiliggrabstraße zurück. Mit seiner Brunnenfigur am Grünen Markt hat der Bamberger Bildhauer Hans Leitherer (1885-1963) den Marktfrauen, im Bamberger Volksmund Markthöcken genannt, 1933 ein Denkmal gesetzt.
Fernando Botero, Liegende mit Frucht, Heumarkt


1998 fand die erste Ausstellung der Villa Concordia mit Großplastiken des kolumbianischen Malers und Bildhauers Fernando Botero statt. Botero wurde 1932 in Medellín geboren und zählt zu den bedeutendsten Künstlern Lateinamerikas. Er beschäftigt sich mit dem menschlichen Körper und überzeichnet dessen Proportionen in seinen figurativen Darstellungen. Charakteristisch für Boteros Figuren ist ihre voluminöse Üppigkeit, er setzt dieses Stilmittel ein, um den Raum und die sinnliche Präsenz der Form zu untersuchen, zugleich aber auch, um Kritik an einer degenerierten Kolonialbourgeoisie zu üben. Die Plastik Liegende mit Frucht wurde nach der Ausstellung mit Hilfe privater Spenden erworben und steht seitdem auf dem Heumarkt. 2005 wurde die Idee, Die Liegende mit Frucht auf einem schwimmenden Ponton in der Regnitz neben dem Alten Rathaus auszustellen, in die Tat umgesetzt und scheiterte spektakulär. Der Ponton kenterte und Boteros Bronzeskulptur wurde leicht beschädigt, nach dem unfreiwilligen Bad in der Regnitz kehrte sie an den Heumarkt zurück.
Bernd Wagenhäuser, Ohne Titel, Markusplatz

Die titellose Großplastik aus Cor-Ten-Stahl von Bernd Wagenhäuser am Markusplatz mißt an ihrer höchsten Stelle drei Meter, ist 7,30 m lang und wiegt etwa drei Tonnen. Wagenhäuser arbeitet gerne mit geometrischen Grundformen wie Kreis, Ellipse, Zylinder und Dreieck, die er miteinander verbindet oder als Negativform ausspart. „Die plastische Gestalt der Skulptur ist, im erweiterten Sinn, der Kreis. Inhalte sind die Polarität von Kräften, verhaltene Dynamik und die Dualität von Spannungen“, erklärte Wagenhäuser 1997. Charakteristisch für seine Skulpturen ist die Patina, die die Oberfläche des Cor-Ten-Stahls überzieht. Bernd Wagenhäuser (geb. 1953) kam 1982 nach Bamberg, wo er seitdem eine wichtige Rolle im Bamberger Kulturleben spielt, von 1992 bis 2008 war er Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler Oberfranken.
Bernhard Luginbühl, Ankerfigur 2002, Schiffbauplatz

Der schweizer Künstler Bernhard Luginbühl (1929-2011) ist vor allem für seine monumentalen Großplastiken bekannt, die er aus Schrott zusammenbaut. Ausgemusterte Maschinen, Werkzeuge, Zahnräder oder Schiffsschrauben fügt er zu raumgreifenden Plastiken zusammen, die ihren früheren Nutzen nicht verbergen und durch ihre Zweckentfremdung dennoch eine eigene Poesie entwickeln. Luginbühl verband eine enge und langjährige Freundschaft mit Jean Tinguely, der ebenfalls für seine bizarren beweglichen Metallkonstruktionen bekannt ist. Luginbühls Werke haben meist lapidare Titel, die seinen ironischen Umgang mit der Kunst und seiner eigenen Arbeit zeigen, zugleich aber seine kritische Auseinandersetzung mit der menschlichen Zivilisation und den Folgen für die Umwelt thematisieren. 1964 und 1977 war Bernhard Luginbühl mit seinen Plastiken auf der documenta vertreten. Die Ankerfigur 2002 wurde vom Verein der Freunde des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia mit Unterstützung der Oberfrankenstiftung erworben.
Erwin Wortelkamp, Stimmgabel, Konzert- und Kongreßhalle, Mußstraße

2001 organisierte das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg eine Ausstellung mit Großplastiken von Erwin Wortelkamp (geb. 1938). Die fast fünf Meter hohe Holzplastik, die im Hof der Universität ausgestellt war, wurde nach der Ausstellung in Bronze gegossen und vom Verein der Freunde des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia für Bamberg erworben. Ihr Standort ist der Platz vor der Konzert- und Kongresshalle. Der Bronzeguß der Plastik sieht aus wie Mooreiche und kommt dem Original aus Holz so nahe, daß der Betrachter erst beim Berühren merkt, daß es sich um Metall handelt. Erwin Wortelkamp setzt sich in seinem plastischen Werk stark mit dem Thema Umwelt auseinander, sowohl im urbanen als auch im Landschaftsraum, den er in Bezug zu seinen Plastiken setzt. Wortelkamp bearbeitet seine Holzskulpturen gerne mit der Kettensäge, außen sind sie oft naturbelassen, verwittert und schwarz, während das Innere weiß gekalkt ist und zum Äußeren einen spannenden Kontrast bildet.